Demenz und Aggressionen: Was Pflegekräfte wissen sollten
Am 21. September wurde weltweit der Welt-Alzheimertag begangen – ein Tag, der uns allen die enorme Bedeutung dieses Themas bewusst macht. Weltweit leben aktuell etwa 55 Millionen Menschen mit einer Demenz, bis 2050 könnten es sogar 139 Millionen sein. Viele von ihnen begegnen Pflegekräften jeden Tag – in Kliniken, Pflegeeinrichtungen oder im ambulanten Dienst.
Und du weißt aus Erfahrung: Demenz bedeutet weit mehr als Gedächtnisverlust. Oft gehen damit Verhaltensänderungen einher, die für dich als Pflegekraft herausfordernd sein können. Besonders dann, wenn Aggressionen auftreten.
━➤ In diesem Beitrag geht es darum, welche Formen von Aggression du im Pflegealltag beobachten kannst, welche Ursachen dahinterstecken – und warum deine Kommunikation entscheidend für den Umgang ist.
Formen von Aggression bei Demenz
Aggressives Verhalten zeigt sich bei Demenz sehr unterschiedlich – manchmal offen, manchmal eher subtil. Häufig beobachtet werden:

- Verbale Aggression: Beschimpfungen, lautes Schimpfen oder ablehnende Antworten.

- Körperliche Aggression: Schlagen, Treten, Stoßen oder Festhalten.

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Passive Aggression: Verweigerung von Pflegehandlungen, Ignorieren von Anweisungen oder „nicht mitmachen“.
Ursachen: Warum entstehen Aggressionen bei Demenz?
Als Pflegekraft weißt du, dass herausforderndes Verhalten selten „grundlos“ auftritt. Typische Ursachen sind:
- Orientierungslosigkeit & Angst – die Umgebung wirkt fremd oder bedrohlich.
- Überforderung & Stress – zu viele Reize oder zu schnelle Abläufe.
- Schmerzen & körperliches Unwohlsein – die Betroffenen können diese nicht mehr klar äußern.
- Kommunikationsprobleme – Sprachverlust oder Missverständnisse führen zu Frust.
- Einschränkung der Selbstbestimmung – das Gefühl, keine Kontrolle über den eigenen Alltag zu haben.
━➤ Und genau hier spielt deine Kommunikation eine Schlüsselrolle.
Kommunikation: Der Schlüssel zum besseren Umgang

Wie du mit Menschen mit Demenz kommunizierst, kann maßgeblich dazu beitragen, ob eine Situation eskaliert oder sich entspannt.
Ein paar wichtige Gedanken aus der Praxis:
Beziehungsaufbau ist die Basis – Ziel jeder Kommunikation sollte sein, Vertrauen und eine angenehme Atmosphäre zu schaffen.
Wertschätzung zeigen – Menschen mit Demenz ärgern dich nicht bewusst. Ihr Verhalten ist Teil der Krankheit, ausgelöst durch kognitive Einschränkungen.
Selbstreflexion einbauen – frag dich (oder besprecht es im Team): Habe ich vielleicht unbewusst zur Eskalation beigetragen?
Kommunikative Fähigkeiten entwickeln – jede Situation ist eine Chance zu lernen, wie du noch klarer, ruhiger und empathischer reagieren kannst.
Denn: Aggressionen entstehen oft nicht „gegen dich“, sondern aus der Krankheit heraus.
Tipps für den Pflegealltag: So kannst du Aggressionen vorbeugen und deeskalieren
Hier ein paar praxisnahe Strategien, die dir helfen können:
- Ruhig und klar bleiben – eine leise, freundliche Stimme wirkt deeskalierend.
- Aktiv zuhören – gib das Gefühl: „Ich werde verstanden.“
- Körperliche Distanz wahren – schützt dich und entspannt die Situation.
- Routinen schaffen – Sicherheit und Wiederholung geben Orientierung.
- Reize reduzieren – weniger Lärm, weniger Hektik.
- Selbstbestimmung ermöglichen – kleine Wahlmöglichkeiten geben Kontrolle zurück.
- Frühzeichen erkennen – beobachte Körpersprache und reagiere, bevor es eskaliert.
Dein Fazit als Pflegekraft
Aggressionen bei Demenz sind für dich im Pflegealltag sicher keine Seltenheit – aber sie sind kein persönlicher Angriff, sondern Ausdruck eines Bedürfnisses. Mit empathischer Kommunikation, Selbstreflexion und den richtigen Strategien kannst du solche Situationen nicht nur deeskalieren, sondern auch die Beziehung stärken.